Kleingärtner in Dahme-Spreewald bekommen Thuja-Kahlschlag verordnet

Veröffentlicht: 23. April 2025

Böse Hecken“ sollen bis Februar 2027 verschwinden”

Der Frühling ist da, die Outdoorsaison hat begonnen und auf vielen Schollen herrscht wieder emsiges Treiben. Wer einen Blick in die Kleingartenanlagen des Kreisverbands der Garten- und Siedlerfreunde Dahme-Spreewald wirft, wird feststellen: Wo einst Thujen mit ihren immergrünen, weichen Nadeln als Sichtschutz oder – hübsch gestutzt – als Hingucker dienten, klaffen nun die ersten Lücken. Einige Pächter haben die Fällperiode bis Anfang März genutzt, um – teils mit blutendem Herzen – die langjährig gewachsenen Gehölze zu entfernen. Denn die Hecken und Bäume sind unerwünscht. Bis Februar 2027 müssen sie im Landkreis Dahme-Spreewald komplett verschwinden – auf eigene Kosten. So wurde es 2024 beschlossen. Der Verband setzt damit die im Mai 2023 aktualisierte Rahmengartenverordnung des Brandenburger Landesverbands rigoros um. Darin heißt es: „Hochwachsende Laub- und Nadelgehölze (…) sind im Kleingarten verboten. Bei Vorhandensein sind diese spätestens bei Pächterwechsel zu entfernen.“ Aufgeführt sind neben Thujen unter anderem auch Tannen, Fichten, Kiefern, Lärchen, Wacholder sowie zahlreiche Laubbäume, von Ahorn bis Walnuss, und auch Goldregen und Essigbaum. Dass deren Anpflanzungen in Kleingärten eigentlich unerwünscht sind, lässt sich seit Jahrzehnten bundesweit in etlichen Nutzungsvereinbarungen finden. Bislang wurden Thuja & Co. aber weitgehend geduldet. Mit der eng gesetzten Frist ist der Kreisverband Dahme-Spreewald nun aber wie kein anderer vorgeprescht. Nicht wenige Pächter halten das für überzogen. Der Verband der Garten- und Siedlerfreunde Oberhavel etwa entschied sich kürzlich erst gegen einen Stichtag zur Entfernung der Hecken für alle. Hier gilt die Pächterwechsel-Regelung. Allerdings macht der Verband auch deutlich, dass das Verbot bei „Weitem nichts Neues“ sei und Gerichte zunehmend immer mehr „Kleinigkeiten“ ausurteilen. „Es ist nicht unsere Absicht, irgendwen damit zu belästigen oder zu drangsalieren und dergleichen mehr. Vielmehr versuchen wir unsere Pächter vor solchen Angriffen von außen zu schützen und unsere Anlagen somit zu erhalten“, heißt es in einem Schreiben.

Thujen sind besonders beliebt, da sie relativ preiswert sind, dicht wachsen und einen guten Sicht- sowie Windschutz bieten. Zudem bieten sie in den kalten Monaten einen praktischen Unterschlupf für Vögel oder Eichhörnchen. Naturschützer hingegen argumentieren, dass die Thuja für die heimische Natur kaum einen Nutzen habe, da sie ursprünglich aus Nordamerika und Asien stammt. Sie sei daher nicht heimisch und biete Insekten wie Wildbienen oder Faltern keine ausreichende Nahrungsquelle. Eine Vielzahl an Thujen würde somit eher das Insektensterben begünstigen, als diesem entgegenzuwirken. Zudem hat die Thuja einen hohen Wasserbedarf, da sie in sumpfigen Gebieten gedeiht.

Welche Alternativen gibt es?

Hinzu kommt, dass die Thuja unter den Auswirkungen des Klimawandels leidet. Auf lange Trockenperioden reagiert die Pflanze gestresst: Die Lebensbäume werden braun und Hecken bilden Lücken. Wer nach Alternativen sucht, findet zum Beispiel mit Wildobst eine passende Wahl. Hierzu zählen Kornelkirsche, Wildpflaumenarten, Holunder, Weißdorn, Hundsrose, Felsenbirne, Faulbaum, Berberitzen, Salweide, Mehlbeeren, Heckenkirsche, Traubenkirsche, Wildapfel, Schneeball, Alpenjohannisbeere und Geißbart. Ein gemischter Anbau sorgt für abwechslungsreiche Strukturen und Blütezeiten. Einige Pächter im Landkreis Dahme-Spreewald haben ihre Thuja-Hecken bereits durch eine Benjeshecke ersetzt, deren Basis Grünschnitt bildet. Dieses Totholzkonstrukt mag nicht jedermanns Sache sein, bietet jedoch ein Paradies für zahlreiche Lebewesen.